Marienerscheinung in Unterflossing (Deutschland)

Unterflossing (D) 10 september 2017
"Die Mutter Gottes liebt Österreich und Deutschland"

Am Samstag, dem 9. September um 16.30 Uhr war es dann soweit: Die Muttergottes würde erscheinen. Nicht in Lourdes noch in Fatima - nein, in Unterflossing, einem Dorf mit 100 Einwohnern in Bayern. Ein italienischer Seher kündigte an, der bayerische öffentlich-rechtliche Sender BR sei live anwesend.

Der italienische Seher behauptet, zuvor in diesem Dorf einen Maria-Auftritt gehabt zu haben. Um genau zu sein, im vergangenen März kamen ungefähr 300 Gläubige nach Unterflossing.

Gläubige warteten am 10. September 2017 auf der Marienerscheinung in Unterflossing (Lkr. Mühldorf) | Bild: BR / Hans Häuser

Dieses Wochenende waren doppelt so viele.

Noch drei Stunden bis zum angekündigten Auftritt um 16.30 Uhr. In der St. Laurentius-Kapelle beten Gläubige den Rosenkranz, auf der Wiese vor der Kapelle nehmen zahlreiche Zuschauer auf ihren mitgebrachten Klappstühlen Platz. "Ich bin schon - nicht aufgeregt - habe aber so eine innere Freude", sagt ein wartender Besucher.

Reisebusse fahren hin und her, Interessierte kommen aus der ganzen Region, auch aus Österreich und ganz Deutschland.

Skepsis vom Bürgermeister

Aber nicht alle sind so überzeugt von dem nahenden Wunder. Lorenz Kronberger zum Beispiel, der Bürgermeister von Polling, zu dem der Ortsteil Unterflossing gehört.

"Ich bin sehr gut und tief im Glauben verwurzelt, aber diese Marienerscheinung ist nicht meines."

Bürgermeister Lorenz Kronberger

Eine Stunde noch bis zur Erscheinung, die Nervosität steigt bei Otto Masszi. Er ist Kirchenmusiker, hat sich die Sankt Laurentius-Kapelle vor einigen Jahren gekauft. Während des Rosenkranz-Gebets und der anschließenden Messe hat er Orgel gespielt, jetzt kommt er nassgeschwitzt aus der Kapelle.

"Ja, es ist anstrengend. Wir haben sogar das Läuten vergessen vor lauter Aufregung. Aber das wird uns die Muttergottes nicht verübeln."

Otto Masszi

Mariens Rosenduft – schon vorher

Gläubige warteten am 10. September 2017 auf die Marienerscheinung in Unterflossing (Lkr. Mühldorf) | Bild: BR/Hans Häuser

Masszi war es auch, der den italienischen Seher Salvatore Caputo nach Unterflossing gebracht hat. Vergangenen März ist dem dann hier schon einmal die Muttergottes erschienen. Viele waren auch damals schon dabei.

"Als die Muttergottes erschien, kam lauter Rosenduft. – Ich habe Salvatore den Rosenkranz gegeben und ihn dann wieder in die Hosentasche gesteckt und hin und wieder zurück und noch mal gerochen, und immer war es Rosenduft."

Umfrage

Dann steht Er plötzlich vor der Kapelle: Seher Salvatore Caputo. Dutzende Menschen umringen ihn, er segnet jeden einzelnen. Es riecht nach Rosen. Jetzt schon.

Gläubige warteten am 10. September 2017 auf die Marienerscheinung in Unterflossing (Lkr. Mühldorf) | Bild: BR/Hans Häuser

Die Amtskirche ist skeptisch. Nicht dass hier am Ende ein Scharlatan am Werk ist, der der Mutter Gottes Worte in den Mund legt, die der katholischen Lehre widersprechen. Das Erzbistum München und Freising hat einen Beobachter entsandt. Der Mann steht etwas abseits und schaut recht streng. Öffentlich sagen will er nichts.

Das Wunder Mariens spüren nicht alle

Fünf Minuten vor halb fünf. Salvatore Caputo macht sich bereit, aber die Marienstatue fehlt. Die Dolmetscherin wird ungehalten.

"Er muss sich vorbereiten auf die Erscheinung und nicht noch die ganzen Sachen dreimal sagen. Es sind so viele Leute da, aber es fehlt etwas."

Die Dolmetscherin

Gerade noch rechtzeitig bringen sie die Statue. Es wird ruhig, nur noch ein paar Digitalkameras machen Geräusche. Caputo schaut zum Himmel, blinzelt und sinkt wieder auf die Knie. Ein paar Minuten verharrt er am Boden, dann wieder der Blick nach oben, ein angedeutetes Winken. Caputo reibt sich die Augen – es ist vorbei. War das die Muttergottes?

"Gesehen habe ich sie nicht. Gespürt? Ja! Jetzt geht es mir besser. – Im Körper habe ich einen Schauer gespürt, aber ob das jetzt wirklich sie ist, kann ich nicht sagen. – Das ist einfach der Himmel auf Erden. Man muss nicht immer was spüren, man muss einfach vertrauen und Glauben haben."

Umfrage

Wird Unterflossing ein neues Altötting?

Eine halbe Stunde später verliest Caputo zusammen mit seiner Dolmetscherin, was ihm die Heilige Maria mitgeteilt hat. Sie wünsche sich Frieden auf Erden. Und:

"Die Muttergottes hat uns alle sehr lieb. Sie liebt Österreich, sie liebt Deutschland."

Die Dolmetscherin

Vor der Kapelle fahren die ersten Autos ab. Bürgermeister Kronberger leitet sie aus dem Ort. Seine Skepsis ist geblieben. Aber eine Vision hat auch er:

"Ich denke mir, Altötting hat vor 500 Jahren auch ganz klein angefangen, und was weiß ich, was in 500 Jahren in Unterflossing ist?"

Bürgermeister Lorenz Kronberger.